K-Meleon-Browser: Review – Firefox-Verwandter mit Goanna-Engine (2024)

K-Meleon: Goanna

K-Meleon-Browser: Review – Firefox-Verwandter mit Goanna-Engine (1)

Gibt es noch gute Windows-XP-Browser? Nicht mehr wirklich. K-Meleon ist eine Ausnahme. Doch auch außerhalb des XP-Kosmos, in dem sich Nostalgiker aufhalten, ist der Browser teils fein – an der Spitze steht er jedoch nicht.

Foto: iStock.com/mantaphoto

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Sebastian Kolar

Der K-Meleon-Browser basiert auf der Rendering-Engine Goanna, die ein Fork (Abkömmling) von Mozillas Gecko ist, die Firefox antreibt. K-Meleon läuft unter Windows XP bis Windows 11. Wir verraten, was hier (nicht) gefällt.

Webbrowser benötigen eine

Rendering-Engine

, um Internetseiten darzustellen: Diese unsichtbaren Motoren interpretieren den Code der angesteuerten Seiten und zeichnen ("rendern") ihn auf den Bildschirm. Dieser Prozess erfolgt für den User unsichtbar; beim Surfen flutscht es mit der Webseiten-Darstellung einfach – mehr oder weniger rasant, abhängig von der Engine-Spritzigkeit. Aufseiten von Mozilla zeichnet in der Hinsicht Gecko verantwortlich, innerhalb des Chromium-(Fork-)Universums kommt die Blink-Engine zum Einsatz. Chromium ist ein Webbrowser und (!) die Quellcode-Basis unter anderem für Google Chrome, quelloffen ist ebenso Firefox; Google Chrome ist es nicht. Neben Firefox ist auch dessen Renderer Gecko Open Source: Auf dieser Grundlage ist Goanna entstanden.

Diese Technologie treibt den K-Meleon-Browser an. Während Firefox als Symbol ein Fuchs – eigentlich ein roter Panda – ziert, verfügt auch K-Meleon über eine Tier-Analogie. Der Name der Software klärt bereits darüber auf, mit welchem animalischen Geschöpf Sie es zu tun haben. Den Protagonisten und das Icon-Maskottchen bildet ein Chamäleon.

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K-Meleon-Browser: Goanna vs. Gecko

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Technologisch ist K-Meleon aufgrund seiner Goanna-Rendering-Engine interessant, doch wohl nur Technikenthusiasten gewinnen dem Fakt, dass dieses Triebwerk vorhanden ist, etwas ab. Jene sind es auch, die heute dem ehemaligen Opera-HTML-Renderer "Presto" teilweise nachtrauern. Längst vollzogen die Macher des Opera-Browsers den Schritt, zu einem Chromium-Unterbau zu wechseln, was in puncto Einhaltung von Webstandards sowie Pflegeaufwand nicht verkehrt gewesen ist. Chromium hält nicht nur als Name für einen Browser und für einen Quellcode her, wie oben im Artikel erwähnt, sondern ist zusätzlich ein Schlagwort für eine Engine (die sich streng genommen in zwei Teile aufsplitten lässt, was man der Genauigkeit wegen tun sollte, die Rede ist dann von Blink für HTML-Inhalte und von V8 für JavaScript-Content).

Bekannter als K-Meleon sind sicherlich die ebenfalls Goanna-basierten Clients

"Basilisk" und "Pale Moon"

. Die Oberfläche und die Bedienung der beiden letzteren Browser fallen so ähnlich aus, wie einst bei Firefox. Mozilla erneuert seine Surfumgebung mit Updates immer mal wieder; das alternative Duo hat die entsprechenden Umbauten im Rahmen von Aktualisierungen bislang nicht erhalten. Für Freude alter Tugenden sind Basilisk und Pale Moon daher eine valide Option. Doch technisch sind sie eine Einbahnstraße: Wenn ihre Update-Funktion im About-Dialog meldet, die Version sei auf dem neuesten Stand, sind Sie formal up to date; Mozilla ist wiederum in puncto "neueste Firefox-Version und Technologien" mehrere Nasenspitzen voraus. Die Firefox-Macher erzwingen bei Ihrem Firefox gegebenenfalls ein Update auf einen Release mit jüngeren Rendering-/Usability-Konventionen, damit Sie auf dem aktuellen Stand sind (mit je nach Versionssprung marginalen, womöglich starken Änderungen an der Handhabung, aber auch sonstiger umfassender Modernisierung hin zu einem zeitgemäßen Webbrowser). Der Speed von K-Meleon, Basilisk und Pale Moon stagniert in Benchmarks, vor allem die letzteren beiden Programme fühlen sich obendrein wie ein umgemodelter Firefox vergangener Tage an. Das Trio kommt mit den Anforderungen des modernen Webs (komplexere Internetseiten als früher rasant rendern; ferner eine flotte, stabile, aktuelle eigene Oberfläche bereitstellen) nur bedingt zurecht. K-Meleon erinnert weniger brachial an damalige Firefox-Releases, die GUI (Graphical User Interface, grafische Benutzeroberfläche) kocht ihr eigenes Süppchen. So umfassende Update-Betreuung wie bei Mozilla wird auch K-Meleon nicht zuteil.

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Die besten Browser jenseits von Firefox, Chrome, Edge und IE

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Zur Frage, wofür Goanna steht, äußern sich die Pale-Moon-Verantwortlichen online

wie folgt

(ins Deutsche übersetzt): "Wie der Name (eine Gruppe fleischfressender Eidechsen, die in Ostasien und Australien beheimatet sind) vermuten lässt, ist es eng mit der Gecko-Engine verwandt, von der es abgezweigt wurde. (...) Goanna zielt darauf ab, sich eng an die bestehenden HTML- und CSS-Spezifikationen zu halten und auch die Entwicklungen der HTML5-Spezifikation zu verfolgen, wo dies sinnvoll und wünschenswert ist." Es werde schon mal der falsche Eindruck erweckt, die Engine und Pale Moon seien "eine alte (und veraltete) Version von Gecko" beziehungsweise "eine alte (und veraltete) Version von Firefox", was beides nicht zutreffe.

Qualitativ hinken die genannten Anwendungen Firefox dennoch hinterher. Mozilla betreibt größere Anstrengungen für eine allumfassende Browser-Wartung. Somit sind Pale Moon, Basilisk und K-Meleon hauptsächlich als Zweit- oder als Dritt-Browser interessant.

Goanna-Browser sind in nahezu keinen Betriebssystemen integriert. Eine Vorinstallation findet sich aber im schlanken Puppy Linux, das auf Pale Moon für Internetstreifzüge setzt.

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Was bietet K-Meleon? Läuft es unter Windows XP?

Wir haben K-Meleon unter Windows XP Service Pack 3 und unter Windows 11 getestet. Vor allem die Einsatzfähigkeit unter XP beeindruckt: Laut der Browser-Projektseite ist diese Kompatibilität gegeben – und tatsächlich: Der Client lief in unserem Check. Der normale Firefox wiederum ist schon seit geraumer Zeit für XP eingestellt und lässt sich hier allenfalls in einer stark veralteten

(ESR-)Version

betreiben. Längst verweigern sich diverse Surf-Clients auch Windows 7 und Windows 8.1, die wie Windows XP das Support-Ende und somit ein Update-Stopp seitens Microsoft ereilt hat. Wer einen alten Computer mit Windows XP betreibt, erhält mit K-Meleon ein gutes Stück Software, um Webseiten aufrufen zu können.

Letzteres Unterfangen scheitert mit dem für das System neuesten bereitstehenden

Internet Explorer

(IE), dem IE8, derweil meist. Es lässt sich mit XP-Bordmitteln faktisch nicht mehr surfen. Dies ist einerseits gut, da sich in der Folge kein Schadcode-verseuchtes Netz-Terrain ansteuern lässt; XP ist ja aufgrund seiner seit 2014 auf Eis gelegten Aktualisierungen hochgradig unsicher. Andererseits ist die bordmittelbedingt verhinderte Anzeige von Webseiten lästig, wenn man sich dem Risiko aussetzen will, mit einem XP-System (etwa geschützt in einer

virtuellen Maschine

) online zu gehen, und das aufgrund von mangelhafter Technik des IE-Clients nicht kann.

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Die 55 wichtigsten Programme für Ihren Windows-PC

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K-Meleon verschafft Usern in der Hinsicht einen Ausweg, hält Schadcode aber natürlich nicht fern, wenn man dubiose Orte im Web ansteuert. Wobei etliche Malware-Programme im Netz sicherlich auf neuere Windows-Versionen ausgelegt sind; sie würden beim OS-Dino XP vermutlich ohnehin nicht laufen, wenn Sie auf sie stoßen, doch das ist Spekulation. Legitime, vom User bewusst heruntergeladene Programme indes funktionieren oftmals nicht mehr unter XP, wobei das zwei Gründe hat: Entweder XP erfüllt die technischen Anforderungen nicht oder der Drittanbieter-Software-Entwickler hat eine Sperre eingebaut, zum Beispiel um keinen Support mehr für XP-Anwender leisten zu müssen. Wenn ein Virus prinzipiell unter XP laufen würde, könnte ein Malware-Autor auf eine entsprechende Sperre verzichten; er will ja schließlich die wenigen Personen, die noch mit XP arbeiten, nicht vom bösen Treiben seines Software-Werks ausschließen – und sie als Opfer mitnehmen, um weitreichenderen Schaden anzurichten und den eigenen Geldgewinn zu maximieren.

Technisch nutzen K-Meleon und Goanna ein Single-Prozess-Modell: Selbst wenn Sie mehrere Tabs öffnen, kommt nur ein Programm-Prozess im RAM (Arbeitsspeicher) zum Einsatz. Bei Firefox, Chrome & Co. sind es mehrere Prozesse; es tummeln sich so viele zugehörige (gleich wie der jeweils genutzte Client benannte) EXE-Dateien im RAM, wie Tabs vorhanden sind, tendenziell sind es noch etwas mehr. Das Verhalten bei K-Meleon ist anachronistisch, es ist nicht gut für die Stabilität: Wenn ein Tab Probleme bereitet, läuft er Gefahr, auch die anderen Registerkarten zu beeinträchtigen.

Positives lässt sich der veralteten Ein-Prozess-im-RAM-Konvention lediglich insofern abgewinnen, als dass dabei der Hauptspeicherverbrauch niedriger ausfallen mag. Letzteres unterstützt bei K-Meleon der Fakt, dass es sich um eine 32-Bit-Software handelt. Die empfehlenswerte portable 32-Bit-Software-Fassung läuft dank des Subsystems WOW64 von Windows 64 Bit unter selbigem, werkelt unter einem 64-Bit-OS aber nicht nativ. WOW64 bremst etwas, ferner kommen 64-Bit-typische (wenngleich theoretische) Speed- und Stabilitätsvorteile nicht zum Tragen. Zum Vergleich: Basilisk und Pale Moon sind in den von uns verlinkten Versionen ebenfalls Single-Prozess-Browser, sie gründen jedoch auf der 64-Bit-Architektur und fallen daher nicht unter die WOW64-Drossel.

K-Meleon vs. Firefox: Features und Tempo

Die Adressleiste von K-Meleon verarbeitet sowohl URLs als auch Suchbegriffe. Letztere übergibt die Applikation an die DuckDuckGo-Suchmaschine, die als datenschutzaffin gilt. Die Tabs befinden sich – wie in grauer Firefox-Vorzeit, anders als heute bei Firefox sowie bei Chrome & Co. – unterhalb der Adresszeile. Der Platz für die Registerkarten-Leiste fällt deutlich zu klein aus, er lässt sich aber auf ein arbeitstaugliches Maß vergrößern: Hierzu gilt es das Punktesymbol rechts neben den ab Werk im Miniformat dargestellten Reitern nach rechts zu verschieben.

Im oberen Bereich der Anwendung finden sich Schaltflächen, mit denen Sie bestimmte Webinhalte zulassen oder ablehnen: Cookies, Java, JavaScript, Pop-ups und Bilder. Ferner lassen sich mittels anbei stehender Buttons der Cache leeren und Flash-Inhalte deaktivieren, wobei der K-Meleon-Client letzteren Content im Standard ohnehin nicht abspielt; Adobe bietet seine Flash-Laufzeitumgebung seit Ende 2020 nicht mehr zum Download an.

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Programme mit Turbomodus – wieselflink

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Die Icon-Reihe im oberen GUI-Abschnitt, die neben Vor- und Zurück-Navigationspfeilen etwa ein Startseiten-Haus-Symbol umfasst, fällt in der Größe unergonomisch winzig aus. Andere Browser heben sich im Positiven deutlich davon ab. Das Umschalten zwischen Tabs gelingt mithilfe von Mausklicks; [Strg]+[Zahl] wie bei Firefox & Co. ist nicht vorgesehen, zumindest aber [Strg]+[Tabulator] zum Blättern zum jeweils rechts gelegenen Register. Strg-Umschalt-T stellt den jüngst geschlossenen Tab genrewidrig nicht wieder her, vielmehr kümmert sich im Falle von K-Meleon Strg-Alt-Z darum – gewöhnungsbedürftig. Die von Firefox bekannte interne Konfigurationsseite

about:config

ist an Bord, gut für Profis, die tiefer in die Einstellungen abtauchen wollen. Das Tempo von K-Meleon fällt subjektiv zufriedenstellend aus, sorgt aber für keine Aha-Momente.

K-Meleon-Browser im Test: Fazit und Alternativen

Der K-Meleon-Browser erscheint unter Windows XP beinahe alternativlos, wenn man hier noch surfen will. Unter neueren Betriebssystemen ist die Lösung im Wettbewerb mit Firefox & Co. unterlegen und allenfalls für Liebhaber damaliger Bedienschulen und klassischer GUIs interessant – sowie wenn man Goanna mag, was ideologisch angehaucht ist.

Die Möglichkeit, JavaScript zu blockieren, ist so zugänglich wie bei keinem anderen Browser unter den großen (Firefox, Chrome und so weiter) – doch wiegt das nicht allzu schwer; im Alltag wollen am ehesten Profis die Skriptsprache temporär abschalten, es ist ja mit Komforteinbußen (bei zugleich steigender Sicherheit, die Intention für einen Verzicht) verbunden.

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Ein Goodie – doch nicht mehr als das – verbirgt sich hinter dem oben rechts angebrachten Schraubensymbol: Steuern Sie es an und dann "Tools > Web Search", lässt sich die "Multisearch" aufrufen. Es öffnet sich ein Pop-up-Fenster mit einem Eingabefeld. Ein darin eingetipptes Wort suchen Sie, wenn Sie es bestätigen, in neuen Tabs zugleich mit Google und DuckDuckGo. Per Rechtsklick auf eine Grafik auf einer Internetseite gelingt es überdies, nur diesen Inhalt neu zu laden; das brauchen Sie nicht angewandt auf die ganze Webseite zu tun.

Modernere Alternativen sind Firefox, Chrome, Opera, Edge und Vivaldi. Wäre der Internet Explorer noch nicht eingestellt, würde K-Meleon an ihm vorbeiziehen. Unter älteren Windows-Versionen lässt sich der IE noch ohne Tricks starten, was indes bei Windows 11 und mittlerweile bei Windows 10 nicht mehr gelingt.

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