Amerikanischer Bürgerkrieg: Abraham Lincoln (2024)

Aber in dem heranwachsenden Jungen steckte so viel Wissensdurst, dass er alle Bücher las, die er finden konnte. Zu seinem Lesestoff zählte auch die Bibel. Zitate daraus sollten später seinen politischen Weg begleiten.

Abraham Lincoln wurde ein Meister der Selbstbildung und schaffte es, als Autodidakt zu einem guten und gefragten Rechtsanwalt aufzusteigen. Schon als junger Mann interessierte er sich auch für die Politik und engagierte sich auf lokaler Ebene.

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Schon früh zeigte sich Lincolns politisches Talent

Anwalt und Politiker

Auch nach seinem Umzug nach Springfield, der Hauptstadt von Illinois, verfolgte Lincoln weiter eine Karriere als Berufspolitiker. Er wurde in die Anwaltskammer aufgenommen, zählte zur gehobenen Bürgerschicht und erlangte einen Sitz im Repräsentantenhaus von Illinois.

Auf dem politischen Parkett lernte er Mary Ann Todd kennen, die aus einer angesehenen und reichen Familie stammte. 1840 verlobten sich die beiden, zwei Jahre später heirateten sie und gründeten eine Familie.

Sie bekamen vier Söhne, von denen zwei noch im Kindesalter starben und einer nur 18 Jahre alt wurde. Einzig Robert Lincoln erreichte das Erwachsenenalter und schlug wie sein Vater eine Karriere als Anwalt und Politiker ein.

Von 1881 bis 1885 war er Kriegsminister der USA. Genau hundert Jahre später starb 1985 sein Urenkel, der letzte direkte Nachfahre Abraham Lincolns.

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Das Haus der Lincolns in Springfield

Der Weg nach Washington

1847 wurde Lincoln Kongressabgeordneter und zog mit seiner Familie nach Washington. Sein Mandat nutzte der christlich orientierte Politiker, um für die Abschaffung der Sklaverei einzutreten, die in einigen südlichen Bundesstaaten erlaubt war.

Doch Lincolns Worte fanden wenig Gehör. 1859 kehrte er zurück nach Springfield, wo er wieder als Anwalt tätig wurde.

In den Folgejahren gewann die Sklavenfrage im Kongress in Washington mehr Gewicht. Immer heftiger wurden die Debatten um die Abschaffung der Sklaverei geführt.

Lincoln verfolgte den politischen Streit und schaltete sich in die Diskussion ein. Seiner christlichen und demokratischen Auffassung folgend, sah er in der Sklavenhaltung einen Verstoß gegen die Menschlichkeit und gegen das bürgerrechtliche Freiheitsprinzip eines modernen Staates.

Sein heftigster politischer Widersacher war Stephen A. Douglas. Mit ihm lieferte sich Lincoln einen viel beachteten öffentlichen Disput, der ihm landesweit einen hohen Bekanntheitsgrad und Respekt einbrachte.

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Lincoln war ein guter Redner

Zwischen Spaltung und Sklavenfrage

Der Zuwachs an Popularität brachte Lincoln erneut ein Mandat in Washington ein. Diesmal zog er für die Republikaner in den Senat. Lincoln galt als bester Redner seiner Partei – er feilte manchmal tagelang an seinen Reden und verwendete oft Bibelzitate. So auch 1858 in seiner berühmten Antrittsrede als Senatsmitglied.

Als im Kongress die Rufe nach der Abspaltung der Sklavenstaaten lauter wurden, beschrieb Lincoln die Kluft zwischen Sklaverei-Befürwortern und -Gegnern mit einem Bibel-Gleichnis: dem vom Haus, das nicht bestehen kann, wenn man sich darin uneins ist.

Zwei Jahre später sollte dieses Haus tatsächlich auseinanderbrechen; es kam wegen der Sklavenfrage zum Bürgerkrieg. Einen wesentlichen Anteil daran, das Fass zum Überlaufen zu bringen, leistete John Brown.

Der Fanatiker hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Sklaverei auf eigene Faust zu beenden. Er wollte einen bewaffneten Sklavenaufstand in den Südstaaten anzetteln. Brown und einige seiner Gefolgsleute überfielen ein Waffenlager der Armee und töteten dabei vier Menschen. Der Aufstand wurde verhindert und Brown hingerichtet, aber die Lunte war damit entzündet.

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Fanatischer Sklaverei-Gegner: John Brown

Die Union bricht auseinander

Im Süden war man sicher, dass der versuchte Sklavenaufstand nicht die Tat eines Einzelnen war, sondern vom Norden unterstützt wurde. Sklaven und Sezession, also die Spaltung in Nord- und Südstaaten, wurden die wichtigsten Themen des Wahlkampfes, der 1860 um das Präsidentenamt geführt wurde.

Lincoln galt als aussichtsreichster Kandidat und bezog in seinen Reden immer klarer Position gegen die Sklaverei in Amerika.

Wie sehr sich die Amerikaner für ihre politische Zukunft interessierten, zeigte die enorm hohe Wahlbeteiligung von mehr als 80 Prozent. Von den 4,7 Millionen wahlberechtigten weißen Männern über 21 Jahren stimmten im November 1860 rund 40 Prozent für Lincoln, etwa 30 Prozent für seinen Rivalen Douglas.

Doch auf die Wahl Lincolns zum 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten folgten sofort politische Konsequenzen der Südstaaten. Schon am 20. Dezember erklärte South Carolina den Austritt aus der Union. Weitere zehn Staaten folgten und riefen am 8. Februar 1861 die Konföderierten Staaten von Amerika aus.

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Extrablatt verkündet die Auflösung der Union

Blutige Amtsperiode

Lincoln schlug in seiner Antrittsrede im März 1861 noch versöhnliche Töne gegenüber dem Süden an. Er zeigte sich gesprächsbereit, betonte aber, dass er die Spaltung der Union nicht hinnehmen werde.

Der Süden machte indessen mobil und begann damit, Unionseigentum in Besitz zu nehmen – zunächst ohne Gewalt. Nur die unionstreue Besatzung des Fort Sumter widersetzte sich. Als das Fort von Südstaatenartillerie unter Beschuss genommen wurde, nahm Lincoln das zum Anlass, mit Truppen gegen den Süden vorzurücken. Der verhängnisvolle Bürgerkrieg nahm seinen Lauf.

Lincoln war sich zu Beginn sicher, den Krieg schnell beenden und die abtrünnigen Südstaaten wieder zurück in die Union zwingen zu können. Zwar zeigte er neben seinem politischen auch militärisches Geschick. Doch bis er den Süden zur Kapitulation gezwungen hatte, vergingen vier blutige Jahre.

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Lincoln im Feldlager 1862

Den Krieg gewonnen – vom Hass besiegt

Lincoln hatte sein Ziel erreicht und die Union gerettet. Außerdem hatte er die Abschaffung der Sklaverei in allen Bundesstaaten durchgesetzt, was nicht von Beginn an die Priorität des Bürgerkrieges für ihn war, wie er 1862 erklärte:

"Könnte ich die Union retten, ohne auch nur einen Sklaven zu befreien, so würde ich es tun; könnte ich sie retten, indem ich alle Sklaven befreite, so würde ich es tun… Alles was ich in Bezug auf die Sklaverei und die Schwarzen tue, geschieht, weil ich glaube, dass es hilft, die Union zu retten."

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